Fräulein Helga, bitte zum Diktat

Die obigen Koordinaten sind nicht die Koordinaten des Caches.

Mein Onkel Werner war Rechtsanwalt gewesen. Dr. Werner Schniepenkötter hatte seine 1 1/2-Zimmer-Kanzlei im 1. Stock eines alten Stadthauses in Hagen-Haspe. Sie erinnerte mit ihrer Ausstattung stark an ein Büro in den letzten Tagen der Weimarer Republik - null Technik: kein Telefax, geschweige denn so neumodisches Zeug wie PC oder gar Internet! Neben dem Kanzlei-Tresor stand ein schwerer dunkler Bücherschrank und gegenüber ein dazu passender Schreibtisch, auf dem ein schwarzer Telefonapparat thronte, der diesen Namen noch verdiente: 5 Pfund Lebendgewicht mit Wählscheibe und in der Mitte unten ein weißer Bakelit-Knopf. Wenn er auf den drückte und die 11 wählte, war er mit seinem Vorzimmer verbunden und konnte sein übliches "Fräulein Helga, bitte zum Diktat" in die Sprechmuschel nuscheln.

Fräulein Helga erschien dann in der Regel kurze Zeit später: Hoch gesteckte Haare, dunkle Hornbrille, deren Fassung an den Bügeln etwas spitz zulief und mit ein paar Strass-Steinchen bestzt war. Bretthart gestärkte weiße Bluse, bis oben zugeknöpft, dunkler Wollrock bis zur halben Wade, in der Linken den Stenoblock und in der Rechten einen Bleistift. Zwei Auslaufmodelle ...

Aber irgendwie fanden sie wohl etwas aneinander, denn Dr. Schniepenkötter nahm sie jedes Jahr mit, wenn er pünktlich am 15. Juli zu Beginn der Gerichtsferien seine Kanzlei für 2 Wochen schloss und in die Sommerfrische in den Bayerischen Wald fuhr. Dort wohnten sie in einer kleinen Pension irgendwo im Landkreis Regen und durchstreiften in Bundhosen, rot-weiß-karierten Hemden und Wanderschuhen die Gegend und haben sicher manchen schönen Platz gefunden.

Und geizig war er, der Onkel Werner! Niemals sah man ihn anders als in seinem unsäglichen grünen Cordanzug mit den ausgebeulten Knien und den Lederflicken auf den Ellbogen. Damit Fräulein Helga keine Bleistifte verschwendete, wurde auf den Bleistiftstummel eine glänzende Metallkappe als Verlängerung aufgesetzt, damit auch die letzten 2 cm noch genutzt werden konnten. Jeder ausgehende Schriftsatz wurde beidseitig beschrieben. Eingehende Schriften, mit denen für Handy-Verträge ("Wer braucht sowas?") oder Internetprovider ("Das wird sich nie durchsetzen!") geworben wurde und die nur einseitig beschrieben waren, musste Fräulein Helga in DIN-A 7 große Zettel schneiden, die dann in der Kanzlei als Notizzettel Verwendung fanden. Butterbrotpapier wurde nach Gebrauch sorgfältig gefaltet und zur Wiederverwendung bereit gelegt. Weil er eigentlich ganz gut verdient hatte, >hoffte ich als sein legitimer Alleinerbe, irgendwo in der Kanzlei einen prall gefüllten Briefumschlag zu finden oder ein Sparbuch der Sparkasse Hagen oder so etwas. Ich musste nach seinem Tod die Kanzlei auflösen. Er war einer Herzattacke erlegen an dem Tag, als man ihm mitteilte, ab sofort könne er seine Umsatzsteuervoranmeldung ausschließlich per e-mail an das Finanzamt melden. Ich suchte überall - aber nix! Im Tresor lagerte ein Palandt-BGB-Kommentar, Ausgabe 1958, und der Schreibtisch enthielt nur einige Bögen zusammengefaltetes Butterbrotpapier und einen mumifizierten Apfel, der in besseren Tagen wohl mal ein Granny Smith gewesen war. Wo hatte er bloß sein ganzes Geld versteckt? Sein Nachlass musste doch irgendwo zu finden sein.

Auch Fräulein Helga brachte mich nicht weiter. Sie war gleich nach dem Tod meines Onkels zu ihrer Schwester irgendwo nach Mecklenburg-Vorpommern gezogen. Ihr Arbeitsplatz war peinlich aufgeräumt, der Schreibtisch leer bis auf eine schief daliegende grüne Gummi-Schreibunterlage und das Gegenstück zum oben beschriebenen Telefon-Methusalem. Als ich die grüne Matte zurechtrücken wollte, fiel einer der exakt DIN-A 7 geschnittenen Notizzettel zu Boden. Ich hob ihn auf und starrte darauf.


Frl. Helga, bitte zum Diktat

Aus Ratlosigkeit wurde Mutlosigkeit. Würde ich den Nachlass von Dr. Schniepenkötter jemals finden? Wo um Himmels Willen sollte ich denn mit der Suche beginnen?

Erstausstattung der Dose:
Logbuch mit Stift
Stash-Note
1 GB USB-Stick "Meine Gesetze" (Allianz)
Anwaltskalender 2007
Bleistiftverlängerer
Taschenrechner
Büroklammer
Schere
Chinesisches Seidentuch von Frl. Helga
Letztes "echtes" Geld
Geistiges für die Erstfinder

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Additional Waypoints